Wir leben seit dem Jahr 1990 glücklicherweise wieder in einem vereinten Deutschland.
Die Vorgeschichte zur Wiedervereinigung und die Gestaltung der Deutschen Einheit sind Themen, die unsere Region besonders bewegen, da wir alle eng mit dieser Geschichte verbunden sind.
In diesem Jahr feien wir bereits den 35. Jahrestag der Deutschen Einheit. Die Helmstedter Universitätstage suchen seit über einem Vierteljahrhundert den zeitgeschichtlichen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 2025 wollen sie sich aus Anlass des 35. Jahrestags der Deutschen Einigung und im Rückblick auf den 75. Jahrestag der Gründung zweier deutscher Staaten mit dem Phänomen eines doppelten Deutschlands befassen.
31. Helmstedter Universitätstage 2025 vom 25. - 28. September 2025 zum Thema „Fremde Einheit“
Es ist uns eine Freude und Ehre, für die Eröffnungsrede Herrn Bundestagspräsidenten a.D. Dr. h.c. Wolfgang Thierse begrüßen zu dürfen. Er wird zum Thema „Der Zusammenhalt der Gesellschaft“ sprechen. Umrahmt wird die Veranstaltung mit einer Kino-Sondervorstellung - gezeigt wird der Film „Stilles Land“ von Andreas Dresen mit anschließendem Publikumsgespräch -, einer Lesung mit Charlotte Gneuß aus ihrem Buch „Gittersee“ sowie einer Führung zur Helmstedter Universitätsgeschichte mit dem Leiter der Helmstedter Kreismuseen Herrn Dr. Matthias Meinhardt. Festlich enden werden die Helmstedter Universitätstage auch in diesem Jahr mit dem Gottesdienst in der St. Stephani Kirche. Die Festpredigt wird Frau Pröpstin Katja Witte-Knoblauch halten. Auch ein Schülerseminar ist wieder Bestandteil der Helmstedter Universitätstage.
Zur Teilnahme laden wir Sie herzlich ein.
Wittich Schobert, Bürgermeister der Stadt Helmstedt
Tobias Henkel, Vorsitzender des Beirats der Universitätstage
Die Helmstedter Universitätstage suchen seit über einem Vierteljahrhundert den zeitgeschichtlichen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 2025 befassen sie sich aus Anlass des 35. Jahrestags der deutschen Einheit von 1990 und im Rückblick auf den 75. Jahrestag der Gründung zweier deutscher Staaten mit dem Phänomen eines doppelten Deutschlands.
Es wurde historisch und kulturell mit einer zuvor nicht vorstellbaren Willkür und ohne alle vorher gebildeten Traditionslinien in zwei nebeneinanderher bestehende Staatsgebilde separiert, die Sprache, Kultur und Tradition teilten und doch in andauernder Rivalität die einander gegenüberstehenden Vorposten ihrer jeweiligen Hemisphären bildeten. Zugleich aber entwickelten sie in der Zeit der Zweistaatlichkeit eine prekäre Stabilität, die ungeachtet
dramatischer Krisen über vierzig Jahre hinweg anhielt. Dieses Nebeneinander verwandelte die zunächst ganz künstliche Teilung in eine vielschichtige Gemengelage von Gemeinsamkeiten und Differenzen, Konkurrenzen und Konflikte, die teils vergessen sind, teils aber bis heute fortwirken oder sich nach 1989 sogar neu gebildet haben.
Die einzelnen Referentinnen und Referenten gehen der Frage der deutschen Einheit in zeitlicher und räumlicher Ausweitung nach. Ist die von der Bundestagswahl im Februar 2025 so drastisch vor Augen geführte Ost-West-Spaltung der Bundesrepublik als Ausnahmefall oder in internationaler Perspektive eher als Normalzustand zu betrachten? Kannte die jüngere deutsche Vergangenheit überhaupt mehr Einheit als die Gegenwart? Auf wieviel Zusammenhalt sind Gesellschaften angewiesen, um nicht zu auseinanderzufallen? Inwieweit kann andererseits gesellschaftliche Homogenität überhaupt eine erstrebenswerte Zielvorstellung demokratisch verfasster Gesellschaften bilden, und welche sozialen Gruppen und kulturelle Traditionslinien drohen dabei ausgeklammert oder gar unterdrückt zu werden?
Wie in jedem Jahr verspricht das Thema der Helmstedter Universitätstage anregende Vorträge und lebhafte Debatten. Ich darf Sie im Namen der Stadt Helmstedt herzlich einladen, am 26. und 27. September nach Helmstedt zu kommen, um in der ehrwürdigen Aula der früheren Universität die einzelnen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen zu besuchen und darüber hinaus am abwechslungsreichen Rahmenprogramm der Universitätstage teilzunehmen.
Prof. Dr. Martin Sabrow, wissenschaftlicher Leiter der Helmstedter Universitätstage
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu den 31. Helmstedter Universitätstagen! Es ist uns eine große Freude – und zugleich eine Ehre –, diese traditionsreiche Veranstaltungsreihe als
Hauptförderin begleiten zu dürfen. Besonders in diesem Jahr, in dem mit dem Thema „Fremde Einheit“ ein sensibler wie hochaktueller Blick auf die deutsche und europäische Zeitgeschichte geworfen wird, liegt uns dieses Engagement besonders am Herzen.
Die Helmstedter Universitätstage sind mehr als ein Ort des Erinnerns. Sie sind ein lebendiges Forum für Wissenschaft, Kultur und demokratische Debatten. Sie laden ein zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte – und dazu, gemeinsam über Gegenwart und Zukunft nachzudenken. Diese Haltung verbindet die Universitätstage in besonderer Weise mit dem Selbstverständnis der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Unsere Stiftung setzt sich für den Erhalt des kulturellen Erbes im ehemaligen Land Braunschweig ein – und für die kulturelle Identität dieser Region. Dazu zählen bedeutende Baudenkmäler, Kunstwerke, Archive und Bibliotheken ebenso wie die Förderung von Bildungs- und Kulturprojekten. Die Helmstedter Universitätstage stehen exemplarisch für dieses Engagement: Sie knüpfen an die Geschichte der Academia Julia an – einer der ältesten protestantischen Universitäten Europas, die vom 16. bis 18. Jahrhundert ein bedeutendes geistiges Zentrum Norddeutschlands war.
Die Academia Julia war nicht nur ein akademisches Aushängeschild ihrer Zeit – sie war auch ein Vorläufer der heutigen Technischen Universität Braunschweig. Sie legte mit den Grundstein für eine wissenschaftliche und kulturelle Infrastruktur, auf der unsere Bildungslandschaft bis heute aufbaut. Gerade in Zeiten, in denen demokratische Werte und gesellschaftlicher Zusammenhalt wieder stärker herausgefordert werden, zeigt sich, wie wichtig die Pflege solcher Bildungstraditionen ist.
Die Helmstedter Universitätstage leisten einen wertvollen Beitrag zur Demokratiebildung: durch historisches Wissen, durch Dialogformate, durch die Beteiligung junger Menschen – und durch die Bereitschaft, Unterschiedlichkeit nicht als Gefahr, sondern als Stärke unserer Gesellschaft zu verstehen.
Wir wünschen Ihnen erkenntnisreiche Tage, spannende Gespräche – und die Erfahrung, dass Veranstaltungen wie diese nicht nur zurückblicken, sondern vor allem auch neue Horizonte eröffnen.
Ulrich Markurth
Präsident Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz