Die Helmstedter Universitätstage suchen seit über einem Vierteljahrhundert den zeitgeschichtlichen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 2022 nehmen sie den 100. Todestag des deutschen Industriellen, Intellektuellen und Politikers Walther Rathenau zum Anlass, um nach der Rolle der Gewalt im Kampf gegen die Demokratie zu fragen. Die Weimarer Republik war ungleich stärker gefährdet, als es die bundesdeutsche Demokratie ist. Gleichwohl identifizierten sich auch in der zweiten deutschen Demokratie bis heute Teile der Gesellschaft nicht oder nicht mehr mit den Zielen demokratischer Parteien. Die Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten sowie Aggressionen gegenüber Politikerinnen und Politikern stellen nach wie vor eine virulente Bedrohung dar. Politische Morde waren und sind die drastischste Form des radikalen Kampfes gegen die demokratische Ordnung.
Vorträge und Podiumsdiskussion 2022 nähern sich dem Thema aus einer gesellschaftsgeschichtlichen Perspektive. Sie erörtern über Deutschland hinaus die Bemühungen, aber auch das Versagen von Staat und Gesellschaft, sich terroristischer Bedrohungen zu erwehren; Sie fragen danach, wie demokratisch verfasste Gesellschaften auf die terroristische Selbstermächtigung von politischen Gewalttätern reagieren. Nicht die Ereignisrekonstruktion soll dabei im Zentrum stehen, sondern die Rezeption und dies auf verschiedenen Ebenen: Wie imaginieren, erfahren, inszenieren Gewalttäter ihre momenthafte Machteroberung als Herren über Leben und Tod? Wie verarbeiten überlebende Opfer und Betroffene Bedrohung und erlittene Gewalt? Wie stellen sich Politik, Öffentlichkeit und Publizistik zu dem unerwarteten Einbruch einer nicht abschätzbaren, plötzlich aus dem Nichts erwachsenden, ohnmächtig machenden Gewaltbedrohung?
Hier den vorläufigen Programmablauf einsehen