Die Helmstedter Universitätstage suchen seit über einem Vierteljahrhundert den zeitgeschichtlichen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 2023 befassen sie sich mit der Frage, wie Demokraten mit diktatorischen Gesellschaftsordnungen und ihren Verfechtern beziehungsweise Repräsentanten umgegangen sind und heute umgehen.
Die Konkurrenz demokratischer und diktatorischer Gesellschaftsentwürfe ist eine Konstante moderner Politik und berührt die Spannungslinien von Gesinnungs- und Verantwortungsethik, aber auch die Gegensätze von kulturellen Werten und materiellen Interessen, von Zähmungshoffnung und Opportunismus, von Prinzipienfestigkeit und Pragmatismus. Sei es die Konfrontation oder der Schulterschluss mit Gewaltherrschern wie Mussolini, Stalin und Hitler des 20. Jahrhunderts ebenso wie das politische und militärische Engagement auf dem Balkan wie im Nahen Osten im frühen 21. Jahrhundert – Diktaturen fordern Demokratien weiterhin heraus und verlangen nach Positionierung.
Die Helmstedter Universitätstage 2023 fragen nach der eigenen Stabilität der demokratischen Werte in der Weimarer, Bonner und Berliner Republik, die 1923 von rechten Putschversuchen erschüttert wurde und ihren Ort als Demokratie auch nach 1949 in der Beziehung zu den Diktaturen Lateinamerikas und Asiens ebenso immer neu zu verhandeln hatte; nach 1990 etwa im deutsch-russischen oder deutsch-chinesischen Verhältnis.