Traditionell werden die Helmstedter Universitätstage jedes Jahr am Donnerstagabend mit einem Kinofilm eröffnet. Aufgrund positiver Resonanz und Nachfrage ist dieses Format im Jahr 2018 zu einer Veranstaltungsreihe gewachsen.
„Wir freuen uns, jetzt weitere Helmstedter Uni-Kino-Abende anbieten zu können“, erklärte Erster Stadtrat Henning Konrad Otto damals. Als Vorsitzender des Vereins Grenzenlos - Wege zum Nachbarn e. V., in dessen Trägerschaft in Universitätstage stattfinden, dankte Otto besonders den Helmstedter Kinobetreibern Matthias Torkler und Harald Pape. Sie stellen ihr Roxy-Kino alljährlich für die kostenfreie Teilnahme an den Filmabenden zur Verfügung.
Die Filme, die im Helmstedter Uni-Kino gezeigt werden, lehnen sich inhaltlich an das jeweilige Thema der Helmstedter Universitätstage an. Die Veranstaltungen finden jeweils im Kino "Roxy Lichtspiele", Nordertor 2 in Helmstedt statt.
im Helmstedter Kino Roxy Lichtspiele“, Nordertor 2-4 in Helmstedt
DEFA-Film, DDR 1974
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG
Die literarische Vorlage für den Film von Regisseur Rainer Simon lieferte die Filmerzählung "Till Eulenspiegel" von Christa und Gerhard Wolf aus dem Jahr 1973.
In der Hauptrolle des Till ist Winfried Glatzeder zu sehen. Der Schauspieler wurde 1945 im heute polnischen Ostseebad Sopot geboren und kam als Baby mit seinen Großeltern nach Berlin. Oft wurde er als "Belmondo des Ostens" bezeichnet. Bis heute wird er mit der Rolle des Paul im Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula" in Verbindung gebracht, die Glatzeder zum Durchbruch als Schauspieler verhalf.
Doch auch "Till Eulenspiegel" wird mit dazu beigetragen haben, dass Glatzeder Mitte der 1970er-Jahre in der DDR zum Publikumsliebling wurde. Für die ausgeprägt-körperliche Darstellung der Figur erhält der Schauspieler viel Lob. Sein Eulenspiegel strotzt vor Kraft, Vitalität und List. Er ist subversiv gegen die herrschende Ordnung und bleibt trotz aller Widerstände und Rückschläge seinen Träumen treu.
Zur Handlung des Films: Am Vorabend des Bauernkrieges zieht Till durch die Lande. Er ist ein Narr und Provokateur, der die gesellschaftlichen Missstände bloßstellt. Die weltlichen und die geistlichen Mächtigen versucht er mit deren eigenen Mitteln zu schlagen, während er gleichzeitig den einfachen Leuten die Augen öffnen will. So übernimmt er beispielsweise am Hof des Fürsten Heinrich die Ausmalung eines Festsaals. Monatelang lässt er sich gut beköstigen, um dann eine wüste Farbenorgie als Kunst zu präsentieren, die nur der verstehen könne, der des rechten Glaubens sei. Die Konsequenzen seines listigen Treibens scheut er nicht und auch Bestrafungen beeindrucken Till nicht.
Rainer Simon bietet mit "Till Eulenspiegel" eine ungewöhnliche Sicht auf die legendäre Volksfigur. Seine Inszenierung ist einfallsreich und bindet die gesellschaftlichen Umstände gekonnt in die Filmerzählung ein. Der Film wird trotz teilweise politisch motivierter ablehnender Presseresonanz ein Publikumserfolg.
Rainer Simon – neben seiner Tätigkeit als Filmregisseur auch als Autor aktiv – war in den 1980er-Jahren ein wichtiger Regisseur der DEFA. Der heute 82-Jährige wurde aufgrund seiner politischen Haltung, die sich auch in seinen Filmen widerspiegelte, von der Stasi bespitzelt. Gleichwohl erhielt Simon mehrere Preise, darunter der Heinrich-Greif-Preis, eine staatliche Auszeichnung für Film und Fernsehen in der DDR. Im Jahr 2021 wurde er mit dem Preis für das filmkünstlerische Lebenswerk der DEFA-Stiftung ausgezeichnet.
Im Anschluss an den Film diskutiert der Regisseur von "Till Eulenspiegel", Rainer Simon aus Potsdam, mit dem Publikum des Uni-Kinos 2023.
Eintritt frei – um Spenden wird gebeten
Um vorherige Anmeldung zur Uni-Kinovorstellung wird gebeten bei:
Helmstedter Kinos
Telefon: (05351) 33 238
oder auf der Webseite der Helmstedter Kinos